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JOSEF LAWITSCHKA <<Lebensgeschichte eines Fröllersdorfers>>
 
GEDICHTE
 
(3) ERINNERUNGEN AN DIE HEIMAT FRÖLLERSDORF
 
Was haben wir Böses getrieben
Daß sie uns alle vertrieben
Aus unseren schönen Orten
Wo wir Jahrhunderte wohnten.
 
Alles haben sie uns genommen
Nichts haben wir dafür bekommen
Alles mußten wir ihnen lassen
So mußten wir das Dorf verlassen.
 
Nur die Toten sind geblieben
Aber auch nicht ganz in Frieden
Weil man ihnen die Grabstätte
Mit samt ihren Kreuzen zerstörte.
 
In fremde Länder sind wir gekommen
Als Tagelöhner haben wir begonnen
Anderes konnten wir nicht werden
Weil wir damals staatenlos wurden.
 
Als wir die Staatsbürgerschaft bekamen
Konnten wir uns frei bewegen
Hier hatte keiner etwas dagegen
Das war für uns ein großer Segen.
 
Da wir Südmährer gerne bauten
Konnten wir uns auch behaupten
Und es auch selbst zu etwas bringen
Um das Alter im Eigenen zu verbringen.
 
Jahrelang mußten wir darauf warten
Bis sie sich uns selbst offenbarten
Aber in unsere Häuser nicht konnten
Weil schon anderer darin wohnten.
 
Vieles hatte man uns schon zerstört
Daß man nicht wußte wem was gehört
Auch alles sehr stark verschlampte
Daß es der Besitzer kaum erkannte.
 
Jetzt renovieren wir mit unseren Leuten
Den Rest der verfallenen Kulturstätten
Und die ungepflegten Gräber unserer Ahnen
Auch die Inschriften an den Rafeln.
 
Trotzdem sind wir nur Fremde
In unserem ehemaligen Lande
So bleiben wir fürs ganze Leben
Dort wohin sie uns vertrieben.
 
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